Falschmeldungen, Zeitungsenten und Lügen gab es in den Medien schon immer. Für diese drei Begriffe gilt jetzt die Bezeichnung: Fake News. Seit Monaten sind sie ein Top-Thema in den sozialen Netzwerken und den klassischen Medien. Einen traurigen Höhepunkt erreichte die Hysterie, als Präsident Donald Trump einen Journalisten von CNN auf seiner ersten Pressekonferenz mit den Worten „You are fake news“ abkanzelte.
Die Frage, „Welche Rolle spielt der Journalismus im Umgang mit „Fakten, Fake und Propaganda“? diskutierten am 15. Mai 2017 beim Google Talk Grimme-Preisträger Marcel Mettelsiefen, Georg Mascolo, Leiter des Rechercheverbundes von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, Laura Himmelreich, Chefredakteurin des deutschen Ablegers von VICE.com und Sabine Frank, Leiterin Verbraucher- und Jugendschutz bei Google Deutschland vor mehr als 130 Journalisten in Berlin.
Die Journalistin Melanie Stein moderierte die Runde souverän und mit klugen Fragen und die Panelteilnehmer berichteten von ihren Erfahrungen mit Fake News.
Dokumentarfilmer mit Oscar-Nominierung
Marcel Mettelsiefen, der als Dokumentarfilmer im Mittleren und Nahen Osten unterwegs ist, berichtete, es sei enorm schwierig, aus der „Vielzahl von Realitäten“ zur Wahrheit vorzudringen. In Syrien könne er als Journalist kaum professionell arbeiten. Für seine Dokumentation „Die Kinder von Aleppo“ erhielt er den Grimmepreis, seine Doku „Watani – My Homeland“ war 2017 sogar für einen Oscar nominiert.
Chef des Rechercheverbundes von NDR, WDR und SZ
Georg Mascolo, Leiter des Rechercheverbundes von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung sagte: „Wir Journalisten erlauben uns mehr Fehler, als wir uns leisten dürfen“ und forderte ein Tempolimit für den Journalismus. „Wir müssen aus dieser besinnungslosen Geschwindigkeitsspirale im Online-Journalismus heraus. Unsere Glaubwürdigkeit steht und fällt mit der Überprüfung der Fakten.“ Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz von Justizminister Heiko Maas bezeichnete er als ein „gut gemeintes, aber schlecht gemachtes Gesetz.“
Chefredakteurin von VICE.com
Laura Himmelreich, Chefredakteurin des deutschen Ablegers von VICE.com argumentierte, dass die meisten Menschen sehr wohl zwischen falschen Nachrichten und korrekter Berichterstattung unterscheiden könnten und betonte die Verantwortung, die Journalisten haben, nicht Klicks um jeden Preis zu generieren. „Nicht jede Fake News muss mit viel tam-tam richtiggestellt werden“.
Leiterin Regulierung, Verbraucher- und Jugendschutz bei Google
Sabine Frank, Leiterin Regulierung, Verbraucher- und Jugendschutz bei Google Deutschland betonte, dass wir in einer komplexeren Informationswelt „verstehen müssen, wie Medien im digitalen Zeitalter funktionieren“ und sie erklärte, wie Google und YouTube mit illegalen oder kontroversen Inhalten umgehen.
Fake oder wahr. Die Diskussion geht weiter
Das Fazit der Runde kam von Georg Mascolo: „Wir sind mittendrin in einer großen und bedeutsamen Debatte, wie sich Journalismus entwickeln wird.“ Wie sie ausgeht, könne er nicht vorhersehen.
Goolge Deutschland lud zum vierten Mal in Kooperation mit dem DJV Berlin und dem Medienmagazin NITRO zur Diskussion. Wir freuen uns auf einen neuen Google Talk im Herbst nach der Bundestagswahl und hoffen auf eine ebenso großes Interesse wie bei den vorherigen Google Talks. BSL
Bernd Lammel
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