Jedes Jahr im Juni verzaubern die berühmten Weißen Nächte St. Petersburg. Mehr als drei Millionen Touristen aus der ganzen Welt kommen in dieser Zeit in die alte russische Zarenresidenz am Finnischen Meerbusen. Krönender Höhepunkt ist in der Nacht vom 21. zum 22. Juni ein gigantisches Feuerwerk über der Newa, mit dem die Petersburger den Sommer begrüßen.NITRO feierte 2015 dieses Schauspiel mit.
von Bettina Schellong-Lammel
Stadt mit 300 Brücken, Kanälen und Prachtbauten
Wer St. Petersburg während seiner berühmten Weißen Nächteeinmal erleben konnte, verliebte sich hoffnungslos in die romantische Stadt mit ihren 300 Brücken, Kanälen und Prachtbauten, die die russischen Zaren an der Newa bauen ließen. Der melancholische, verklärende Zauber einer längst vergangenen Zeit nimmt den Besucher gefangen, und wenn in der Mittsommernacht ein Schiff mit scharlachroten Segeln über das Wasser des breiten Flusses gleitet, vorbei an der Peter-und-Paul-Festung bis hin zur Eremitage, bleibt das unvergessen.
Fjodor Dostojewskis Novelle „Weiße Nächte“
Auch der berühmte russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski war vom Charme dieser magischen Zeit berührt, seine Novelle „Weiße Nächte“ gehört zu den schönsten Liebesgeschichten der Weltliteratur. Sie erzählt von einem einsamem Spaziergänger, der einer verzweifelten jungen Frau begegnet – doch aus dieser zufälligen Begegnung entwickelt sich eine zarte Liebe: »Es war eine wundervolle Nacht, eine solche Nacht, wie sie vielleicht nur vorkommen kann, wenn wir jung sind.«
1918 war Petersburg die Hauptstadt Russlands
Die russische Metropole, in der 5,5 Millionen Menschen leben, ist für den Fotografen Aleksander Petrosyan „die Hauptstadt von Kunst und Kultur, Moskau die Hauptstadt von Wirtschaft, Geld, Politik und Macht. In St. Petersburg spürt man immer eine künstlerische Stimmung. Moskau ist Business und politisch gnadenlos.“
Bis 1918 war Petersburg die Hauptstadt Russlands, und die Wehmut über den Verlust an Macht und Einfluss ist in den Gesprächen seiner Bewohner allgegenwärtig. Heute ist St. Petersburg als „Venedig des Nordens“ UNESCO-Weltkulturerbe.
Streetfotografie und Perspektiven der Panoramafotografie
Einmal im Monat ist Aleksander Petrosyan mit einer seiner Meisterklassen (Intensivkurs Fotografie für Interessenten aus aller Welt, die Streetfotografie und Perspektiven der Panoramafotografie erlernen möchten) auf den Dächern St. Petersburgs auf Entdeckungsreise, denn hier entstehen seine beeindruckenden Panoramen der Stadtarchitektur.
Außerdem schaut er mit seinen Schülern hinter die Fassaden der Stadt, sucht nach unentdeckten Winkeln, nimmt Polizeikontrollen und Szenen auf dem Schwarzmarkt ins Visier, auf dem täglich vor allem gefälschte Markenkleidung oder Hehlerware feilgeboten werden.
Die Fotos von Aleksander Petrosyan waren in einer Ausstellung in Dresden zu sehen, die NITRO gemeinsam mit dem Kulturhaus Loschwitz organisierte.
Nähere Informationen finden sich in der NITRO-Ausgabe 3-2014.
St. Petersburg – Stadt im Finnischen Meerbusen
St. Petersburg liegt im äußersten Nordwesten Russlands – dort, wo die Newa in den Finnischen Meerbusen mündet. In Reichweite der Stadt befinden sich die nordöstliche Landesgrenze Estlands (150 Kilometer entfernt), die Südostgrenze Finnlands (130 Kilometer) und der als größtes Süßwasserreservoir Europas bekannte Ladogasee (30 Kilometer nördlich). Die Fläche der russischen Metropole beträgt rund 1 500 Quadratkilometer, 15 Prozent davon sind Wasser. Weil sich St. Petersburg im Durchschnitt nur drei bis fünf Meter über dem Meeresspiegel befindet, ist das Stadtgebiet permanent von Überschwemmungen bedroht –‚ seit Beginn des 18. Jahrhunderts über 300 Mal.
Bettina Schellong-Lammel
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