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UTOPIE Verkehrswende
Street-Photography: Workshop mit Aleksandr Petrosyan
Dresden / 01.10.2016 / D-Foto Bildermann.de / Workshop Streetfotografie
Fotografie

Street-Photography: Workshop mit Aleksandr Petrosyan 

Dem Meister im wahrsten Sinne über die Schulter schauen –  das konnten die Teilnehmer des Workshops für Street-Photography an diesem Wochenende in Dresden. Genauso rastlos wie Aleksandr Petrosyan in den Straßen und auf den Dächern von St. Petersburg unterwegs ist, konnten sie ihn in der Stadt an der Elbe erleben. Es war nicht leicht, ihm zu folgen. In Sekunden entscheidet er, ob an einem Ort ein Motiv zu holen ist oder normale Langeweile herrscht. Dann eilt er weiter und plötzlich geht er in die Hocke oder liegt fast auf dem Boden. Er vergisst alles um sich herum. Mit voller Konzentration macht er so viele Belichtungen wie möglich. Manchmal ist es aber auch nur eine einzige, die quasi aus der Hüfte geschossen wird.

Der Workshop wurde in Kooperation mit dem Deutschen Journalisten Verband Sachsen e.V. und dem Kulturhaus Loschwitz organisiert.

Jeden Tag veröffentlicht Aleksandr Fotos nicht nur in Tageszeitungen und Magazinen seiner Heimatstadt. Seine Bilder wurden u.a. in Newsweek, National Geographic und GEO veröffentlicht. Im Jahr 2014 zum ersten Mal im Berliner Medienmagazin NITRO.
Den Award of Exellence hat er 2003 im Wettbewerb »Society of New Design« in den USA erhalten, 2006 und 2007 war er der Gewinner des Petersburger Preises »Fotograf des Jahres«, er bekam den Grand Prix 2009 in nationalen Wettbewerb der »Stiftung für Fotojournalismus«, den ersten Preis im Wettbewerb »Bester Fotograf« im Genre »Architektur« und 2. Preis für »Street Photo«. 2011 ist sein Fotoalbum »Piter« mit der Sammlung seiner Bilder von St.Petersburg erschienen. Zehntausende Fotos sind auf seinen Präsenzen in Facebook und Instagram zu betrachten.

 

Street-Photography im Workshop erklären

 

Im Kreise der Teilnehmerinnen erzählt Petrosyan, dass das Leben für ihn jeden Tag absurde Szenen produzieren würde. Seine Aufgabe ist es, sie zu finden und die Komposition in Sekundenbruchteilen festzulegen. Er verrät auch einige Tricks, um Beschimpfungen oder gar Drohungen zu entgehen. Fühlen sich die Protagonisten seiner Bilder „ertappt“ und schimpfen, dass sie fotografiert worden sind, reicht manchmal eine höfliche Entschuldigung und die Bitte den „Eingriff“ in die Privatsphäre im Nachhinein zu genehmigen. Manchmal ist Angriff die beste Verteidigung. Dann sagt er: „Ach, so ein Pech, dass sie mir gerade ins Bild gelaufen sind. Aber schauen sie selbst! Das ist doch ein ganz passables Foto“ Oft willigen die Abgebildeten dann doch ein und verlangen nicht das Bild zu löschen.

Petrosyan, der schon öfter in Deutschland unterwegs war, bemerkt hier allerdings eine besonders gereizte Stimmung gegenüber Fotografen. Die Drohung mit einem Anwalt ist schnell ausgesprochen, bemerkt er. In anderen Ländern würden sich die Menschen eher freuen, wenn sie fotografiert werden. Woher diese verschlossene Art in Deutschland komme, kann er sich nicht erklären. In Dresden schwankte am Vorabend der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit die Stimmung zwischen zwanglos und aggressiv. Das war für den Fotografen aus Petersburg eher ein Fest, der meint, dass er nur darauf warten muss, wenn Dinge schiefgehen, die anders geplant waren. Dann entsteht eine alltägliche Ironie, die alles so menschlich erscheinen lässt. Im Dialog mit den Fotografinnen kam es zu einem regen Austausch, bei dem das Foto-Essay von Frank Dehlis zu den Sicherheitsvorkehrungen in Dresden besondere Beachtung fand.

 

 

Street-Photography im Workshop erleben

Aleksandr Petrosyan riet den Teilnehmerinnen nicht, seine Arbeitsweise zu kopieren. So war er nicht begeistert, wenn sich jemand neben ihn stellte, um ein ähnliches Bild zu machen. „Suche Dein eigenes Motiv“, sagte er höflich aber in ernstem Ton. Genau darauf sollte es ankommen. Fotografie ist dem Sport sehr ähnlich. Ein Ziel muss her und dann folgt das intensive Training. Schnell sollten Fotografinnen spüren, wo ihre Stärke liegt. Es ist egal, ob es die stille zurückhaltende Beobachtung ist oder eher die Arbeitsweise eines Draufgängers. Petrosyan bevorzugt eine Spiegelreflexkamera mit möglichst schnellem Autofokus. Die aktuell beliebten spiegellosen Kameras hält er nicht für geeignet, um die aktionsreiche Street-Photography zu bedienen.

Er sucht die Motive vorausschauend. In einer Menschenmenge erkennt er eine Konstellation. Er läuft auf sein Motiv zu, reißt blitzschnell die Kamera in die Höhe und löst aus. Die so Abgebildeten merken erst, was passiert, wen das Foto längst belichtet ist. Manche laufen kopfschüttelnd weiter, manche wollen wissen, was er wollte. Im Zweifel werden Bilder gelöscht. In Russland verläuft seine Arbeitsweise in einem relativ rechtsfreien Raum. Kaum jemand kümmert sich um Persönlichkeitsrechte auf Fotos. In der Redaktion seiner Zeitung hat er einen Sonderstatus, da ein Briefing für eine Berichterstattung ziemlich sinnlos ist. Petrosyan bringt immer Bilder, die zum Thema in seinem Kopf entstehen. Die Redakteure haben sich daran gewöhnt und sind inzwischen enttäuscht, wenn er einmal ein ganz „normales“ Presse-Foto liefert.

Das Video wurde freundlicherweise vom DJV Sachsen zur Verfügung gestellt.

 

 

Die Ausstelllung in Dresden – Bücher und NITRO Sonderausgabe

Alle Teilnehmerinnen erhalten ein Jahresabo von NITRO.

Die Ausstellung ist noch bis November 2016 im Kulturhaus Loschwitz zu besichtigen. Im Buchhaus Loschwitz in der Friedrich-Wieck-Str. 6 wird ein Bildband mit rund 200 Fotografien für 24,90 EUR angeboten und das NITRO PHOTO Sonderheft „Russland real“ ist sowohl dort als auch im NITRO Onine-Shop zum Preis von 6 EUR zu haben. Die NITRO PHOTO Sonderausgabe hat eine limitierte Auflage und ist vom Künstler signiert.

NITRO PHOTO Sonderheft mit Street-Photography

 

 

NITRO dankt bildermann.de für Fotos in diesem Beitrag.

 

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