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Kolumne

Heide-Ulrike Wendt: Das kann ja heiter werden! 

Heide-Ulrike Wendt weiß endlich, dass der alljährliche 2. Februar durchaus erhellend sein kann

In diesem Jahr bekam ich zum Valentinstag ein Komplettpaket Maniküre/Pediküre geschenkt – in einem total angesagten brasilianischen Nail- und- Waxing-Studio in Berlins glamouröser Mitte. So stand es jedenfalls auf dem Gutschein.

Natürlich ist mir bewusst, dass der Begriff „glamourös“ unterschiedlich interpretierbar ist. Die einen finden ein Nagelstudio glamourös, wenn dort die Fingerspitzen vor dem Feilen in einer fragilen Porzellanschale mit duftendem Rosenwasser baden dürfen, andere, wenn von der Decke Fächer aus Packpapier mit Kirschblütendekor baumeln.

Es kann auch durchaus sein, dass die zehn Kabinen hinter mir allen Luxus boten, den Menschen brauchen, die sich vor Beginn der Bikinisaison die dafür benötigte Zone waxen lassen – ich jedenfalls saß im gleißenden Licht einer Neonlampe und winkte den vielen Menschen durch das Schaufenster zu, die im Vorübergehen ein erstaunliches Interesse daran zeigten, wie viel Hornhaut sich doch in kalten Wintermonaten an einem durchschnittlichen mitteleuropäischen Fuß bilden kann.

Meine Lage war also alles andere als rosig, beschreibt aber nicht einmal annähernd die verbale Tristesse in den Kabinen hinter mir, in denen sich die Gespräche der anwesenden Damen ausschließlich um den Winter, die Kälte, den Matsch, das Grau und die Dunkelheit in Berlin drehten.

Natürlich ist unbestritten, dass einen das Wetter in unseren Breitengraden absolut fertig machen kann, aber jammern bringt uns hier kein Stück weiter.

Deshalb möchte ich an dieser Stelle alle Leserinnen und Leser bitten, ihr Notizbuch, iPad, iPhone, Smartphone, Laptop, Notebook, Facebook herauszuholen und folgendes für 2016 vorzumerken:

  1. Februar – Maria Lichtmess!

All diejenigen unter uns, die im schönen Bayern, inmitten saftiger Wiesen und schneebedeckter Höhen als gottesfürchtige Katholiken das Licht der Welt erblickten, wissen jetzt natürlich sofort, dass Maria Lichtmess am 2. Februar eines jeden Jahres auch unter den Bezeichnungen „Maria Reinigung“ oder „Bauernneujahr“ bekannt ist. Die katholische Liturgie sieht an diesem Tag die Feier der „Darstellung des Herrn“ vor. Vielerorts wird dabei der Jahresbedarf an Kerzen geweiht, der Pfarrgemeinderat verkauft Kerzen für karitative Zwecke, die Weihnachtszeit ist offiziell beendet, der Christbaum muss raus!

Es gibt an diesem 2. Februar allerdings noch einen weiteren Grund zu frohlocken, denn: Die Tage werden endlich sichtbar länger. Selbst in Berlin. Es gibt eine Bauernregel, die besagt: „Zu Stephani a Muckngahn, zu Neujahr a Hahnentritt, zu Heilig Drei König a Hirschensprung und zu Maria Lichtmess a ganze Stund.“ Übersetzt heißt das: Zu Stephani (am 26. Dezember) einen Mückenschritt (also winzigklein); zu Neujahr einen Hahnentritt (schon besser); am Tag der Heiligen Drei Könige ( 6. Januar) einen Hirschsprung (na also); zu Maria Lichtmess eine ganze Stunde.

Andere Bauernregeln allerdings jubeln nicht nur, sondern drohen zugleich, zum Beispiel folgende:

„Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit, ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell.“

„Lichtmess im Klee – Ostern im Schnee.“

Bis 1912 war Maria Lichtmess ein offizieller Feiertag und galt als Beginn des ländlichen Wirtschaftsjahres. Mägde und Knechte konnten bis zum 2. Februar entscheiden, ob sie ihren Dienstherrn wechseln oder bei ihm bleiben wollten, und bekamen ihren Jahreslohn ausgezahlt.

Im Jahre 1910 schrieb eine Dienstmagd an ihre Familie: „Mein Jahreslohn ist 200,- Mark nebst Zubehör, sechs Meter Stoff zu einem Festkleid, von der Näherin gemacht, ein Freitagstuch, zwei Hemden, ein Werktagskleid, zwei Werktagsschürzen, zwei Pfund Wolle, ein Paar Werktags- und ein Paar Sonntagsschuhe, ein Sommer- und ein Winterkopftuch, Haftlgeld drei Mark, Sichelhenk fünf Mark, Versicherung muss der Herr zahlen …“ (http://www.brauchwiki.de/Maria_Lichtmess). Nicht nur für diese Magd, sondern auch für alle anderen Mägde und Knechte war der 2. Februar also ein Grund zum Feiern, und deshalb gab es am Lichtmesstag vielerorts  Pfannkuchen und Küchlein oder das gemeinsame Beten des Rosenkranzes. Beide Traditionen hatten allerdings ihre Tücken. Landete der Pfannkuchen beispielsweise beim Wenden nicht wieder in der Pfanne, bekamen ihn die Vögel im Garten, damit sie den Hausherrn vor Wölfen warnten; flackerte die Kerze eines Betenden zu stark, musste er mit baldiger Krankheit rechnen.

An dieser Stelle ist vielleicht noch der Murmeltiertag in Punxsutawney im US-Bundesstaat Pennsylvania erwähnenswert, der ebenfalls am 2. Februar stattfindet und unsere mitteleuropäische Wetterregel „Wenn der Dachs an Lichtmess seinen Schatten sieht, dauert der Winter noch sechs Wochen lang“ seit 1887 erfolgreich vermarktet.  Die seitdem penibel dokumentierten Vorhersagen von Murmeltier Phil stimmen allerdings nur zu 39 Prozent mit der Wirklichkeit überein.

Das kann ja heiter werden!

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