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Fotobranche durch Corona erschüttert: Canon EOS R5 ohne Bühne
Canon EOS R5 - Quelle: Canon
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Fotobranche durch Corona erschüttert: Canon EOS R5 ohne Bühne 

Wie das Corona Virus die Fotobranche und Innovationen ausbremst

Canon, der weltgrößte Kamerahersteller, ist wie alle Mitbewerber von Messen und Sportereignissen getrieben. Hier stehen dann nicht nur Sportler an den Startblöcken, sondern auch die großen der Fotobranche. Wegen Corona sind die Photokina und die Olympischen Spiele abgesagt. Über mehrere Jahre warfen Fachjournalisten, Fotojournalisten und Enthusiasten dem Branchenprimus vor, bei der Entwicklung der spiegellosen Kameras mit Vollformat die Zeit zu verschlafen. Beim sogenannten Vollformat hat der Sensor die Größe des einst von LEICA eingeführten Filmformats 24×36 mm. Es hat die Sehgewohnheiten der Welt geprägt und bleibt auch digital erhalten. Ein Wettlauf begann, besonders beschleunigt durch SONY. In wenigen Jahren hatte der Elektronikriese, der besonders im TV-Bereich Erfahrung hat, sich einen Spitzenplatz in der Fotobranche bei Vollformatkameras ergattert.

Mit der Photokina 2018 begann eine Konsolidierung der Fotobranche

Als Canon auf der Photokina 2018 seine erste spiegellose Vollformat-Kamera EOS R vorstellte, hatte Sony bereits mehrere Modellgeneration auf dem Markt. Das große Rennen begann. Nikon brachte zwei Modelle, aber es mangelte an lichtstarken Objekten. Panasonic ging mit Leica und Sigma die sogenannte L-Bajonett-Allianz ein. Die erhoffte Nachfrage blieb aus. Canon legte in den vergangenen zwei Jahren eine äußerst bemerkenswerte Objektivpalette vor, die den konstruktiven Vorteil gegenüber Spiegelreflexobjektiven voll ausspielte. Außerdem lassen sich ältere Objektive der EF-Reihe problemlos adaptieren. Kritik blieb bei den Kameragehäusen, bei denen oft und verstärkt von Youtubern für die Praxis meist irrelevante Nachteile nach vorn geschoben wurden. Es waren beispielsweise der fehlende Schacht für eine zweite Speicherkarte oder ein Cropfaktor bei 4K-Videos. Der gute Autofokus, die vorbildliche Menüführung, Dual-Pixel-RAW oder die Ergonomie blieben meist unerwähnt.

Canon schiebts sich mit nachhaltigem Konzept hochklassiger Objektive nach vorn

Nach der Konsolidierung der Objektiv-Modellreihe stellt Canon nun die die EOS R5 vor. Mit superschnellem Dual-Pixel-Focus, 8K-Video ohne Cropfaktor und einer Bildstabilisierung im Kamerainneren, genannt In-Body-Image-Stabilisation (IBIS) geht der Markführer wieder an die Spitze. Die Bildstabilisierung korrespondiert mit der in R-Objektiven verbauten Technik. Sie wirkt also brennweitenspezifisch. Genauso sind die anderen Spezifikationen nicht einfach ein Angleichen an die Konkurrenz. 8K-Video wird im RAW-Format mit Canon-Log aufgezeichnet und der Dual-Pixel-AF funktioniert auch bei Video. Die Akkulaufzeit wurde ebenfalls verlängert. Der direkte Upload der Fotos aus der Kamera in der Cloud wird Standard. Es lässt sich vorausschauen, dass die R5 eine ähnliche Benchmark-Position einnehmen wird, wie die Spiegelreflexkamera EOS 5D Mark II, die 2008 auf den Markt kam. Mit ihr wurde damals Video aus der Fotokamera erwachsen.

Warum Corona den Erfolg der Fotobranche strittig macht

Der neuen EOS R5 fehlen bedingt durch die Corona-Pandemie jetzt die Bühnen für den großen Auftritt. Was die Internationale Tourismusbörse ITB für die Reisebranche ist, bedeutet die Kölner Photokina für die Fotobranche. Ihre Absage für Mai 2020 lässt ähnliche Kollateralschäden für die Kamerahersteller vermuten. So wäre die Photokina die Generalprobe im Scheinwerferlicht der Fachwelt gewesen und die Olympischen Spiele die ganz große Bühne. Die zeitweise Schließung von fünf Canon-Fabriken in Japan zum Infektionsschutz der Mitarbeiter verzögert zusätzlich die Auslieferung. Wenn sie dann endlich verfügbar sein dürfte, wird vor allem den professionellen Fotografen wegen des krisenbedingten Geschäftseinbruchs das Geld für den Neukauf fehlen.

Wenn die Lieferketten unterbrochen werden, stagniert der Markt

Der globale Markt ist fast ausschließlich von der japanischen optoelektronischen Industrie beherrscht und zeigt jetzt wie subtil die Geschäftsfelder verwoben sind. Mit dem Corona-Virus wurde die Produktion in China stillgelegt. In einer schonungslosen Erklärung erklärt SONY, ansonsten eher scheu in der PR, dass mit dem erneuten Hochfahren der Produktion in China die Probleme nicht gelöst sind. Ingenieure und Manager können nicht mehr wie gewohnt zu den weltweiten Produktionsstandorten reisen. Qualitätsmanager und Entwicklungsingenieure aus dem SONY-Mutterkonzern können nicht mehr die Produktion überwachen oder neue Produkte oder Updates einführen. In Großbritannien und Malaysia steht die Produktion ganz und gar. Lieferantenketten sind unterbrochen.

Wann ein Neustart möglich wird, bleibt fraglich

Der stationäre Fotohandel ist weltweit noch vielerorts geschlossen. Im Februar meldete der japanische Branchenverband CIPA eine leichte Erholung der Verkaufszahlen gegenüber dem Vorjahr. Im März kam der ernüchternde Einbruch für die Fotoindustrie. Smartphone-Konkurrenz im Consumer-Markt, starker Wettbewerb für die marktbestimmenden Marken Canon und Nikon waren bereits ein schwieriges Umfeld. Es bleibt die Frage offen, wann und wie sich dieser innovative Wirtschaftszweig erholen wird?

 

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