Salman Rushdie stellte im Deutschen Theater sein neues Buch „Knife. Gedanken nach einem Mordversuch“ vor. Mit dem autobiografischen Buch will er die Attacke eines 24-Jährigen verarbeiten, bei der er 2022 Messer-Stiche in Hand, Brust, Nacken und Gesicht erlitt.
Das Attentat überlebte er knapp nach 15 Stichen und verlor sein rechtes Auge. Sein Buch sei die Antwort, sein ‚Knife‘. Er will sich mit seinen Worten und seiner Vorstellungskraft gegen das Trauma des Mordversuchs verteidigen, gegen den Vernichtungswunsch seines Angreifers, die Fatwa, die Revolutionsführer Ayatollah Khomeini 1989 gegen ihn verhängte, weil das Teheraner Regime ‚Die satanischen Verse‘ blasphemisch empfand. Khomeini rief zum Mord an Rushdie auf.
Die Vorgeschichte zu Salman Rushdies KNIFE
Am 12. August 2022 passierte es, nach mehr als 30 Jahren, der Rushie der Fatwa entkommen war, stach ein 24-jähriger Mann muslimischen Glaubens 15-mal auf Salman Rushdie ein. Die Attacke dauerte siebenundzwanzig Sekunden. Rushdie überlebte, wurde dabei aber an einem Auge so schwer verletzt, dass er ein Augenlicht verlor. Der 24-jährige Attentäter war noch gar nicht geboren, als die Fatwa über ihn verhängt wurde. Bei den Ermittlungsbehörden gab er zu Protokoll, dass er nur wenige Seiten des Buches „Die satanischer Verse“ gelesen hätte – offenbar reichte das, um zu wissen, dass Rushdie sterben müsse.
Der 30jährige Weg der Fatwa bis zum Buch KNIFE von Salman Rushdie
Schon als die Fatwa von mehr als 30 Jahren über ihn verhängt wurde, erfuhr Salman Rushdie von vielen Schriftstellern weltweit große Solidarität, denn die Fatwa bedeutetet, das Rushdie jederzeit getötet werden konnte. Der Schriftsteller Günter Wallraff nahm ihn 1993 in seinem Haus in Köln Ehrenfeld auf, wissend, dass jederzeit ein Anschlag auf ihn verübt werden könnte. Wallraff hatte Rushdie mit einem Privatjet nach Köln fliegen lassen, weil weder die Lufthansa noch British Airways den Schriftsteller an Bord nehmen wollten. Die Gefahr sei zu groß, so die Begründung, denn auf Rushdie waren vier Millionen Dollar Kopfgeld ausgeschrieben worden.
Im Haus von Günter Wallraff wurde Salman Rushdie beschützt
Im Haus von Wallraff wurde Rushdie rund um die Uhr vom BKA geschützt. Die beiden Schriftsteller sind bis heute eng befreundet und Rushdie war ein perfekter Tischtennispartner für Günter Wallraff.
Dass am 12. August 2022 in Chautauqua im Westen des Bundesstaates New York, für die Buchlesung von Salman Rushdie keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, kann sich der Autor nicht erklären. Es ist aber ein Versäumnis, das dem Schriftsteller fast das Leben gekostet hat
NITRO berichtete bereits 2013 beim Titelthema über Salman Rushdies Leben mit der Fatwa „Woran wir glauben“ Heft 4-2013
Die Lesung wurde vom rbb live übertragen. Hier kann sie in der Mediathek nachgehört werden.
Bettina Schellong-Lammel
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