Die wirtschaftliche Situation der Freiberufler ist ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie alarmierend, berichtet der Deutsche Journalisten Verband (DJV) nach einer Umfrage unter seinen freiberuflichen Mitgliedern.
An der Umfrage beteiligten sich 1.090 freie Journalisten in Deutschland. Das durchschnittliche Jahreseinkommen der Freien ging 2020 demnach um 25 Prozent auf 25.500 Euro zurück. Mehr als zwei Drittel der Freien verzeichneten Auftragsrückgänge, die Hälfte davon mehr als 50 Prozent Verluste. Jeder zehnte Freiberufler hat gar keine Aufträge mehr bekommen. Besonders hart getroffen wurden Freie, die über Veranstaltungen berichten oder Personengeschichten produzieren, darunter auch in besonderem Maß freie Bildjournalisten. Fast jede fünfte Person musste Altersvorsorgevermögen auflösen. Staatliche Finanzspritzen oder Sozialleistungen haben nur 25 Prozent der Freelancer erhalten.
Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage zu Freiberuflern im Überblick
Mehr als zwei Drittel der Freien verzeichneten 2020 einen Rückgang von Aufträgen, knapp ein Drittel dabei besonders schwer (mehr als 50 Prozent), fast jede zehnte Person hat sogar keine Aufträge mehr bekommen. Diese Situation dauert in praktisch gleicher Weise auch bis zum jetzigen Zeitpunkt fort. Besonders hart getroffen wurden fotojournalistisch tätige Freie. Ebenfalls besonders getroffen wurden Freie, deren Tätigkeit von Werbung in ihren Medien abhängig ist, hier wurden erheblich weniger Anzeigen geschaltet und daher Medien oder Teile davon nicht mehr produziert.
Altersvorsorge der Freiberufler ist in Gefahr
Fast jede fünfte Person musste Altersvorsorgevermögen auflösen. Von staatlichen Finanzspritzen oder Sozialleistungen haben die meisten Freien seit Beginn der Krise nichts gesehen: Fast drei Viertel der Freien haben keine der Sofort- oder Überbrückungshilfen in Anspruch genommen, Sozialleistungen konnten von noch weniger Personen beansprucht werden, nur 15 Prozent. Arbeitslosengeld oder die Corona-Grundsicherung wurde von sehr wenigen Freien in Anspruch genommen, unter drei Prozent aller Personen. Die bestehenden Hilfsprogramme werden von rund der Hälfte der Freien kritisiert, vor allem weil der Lebensunterhalt mit den Geldern aus den Finanzhilfen nicht erstattet werden. Über ein Drittel der Befragten hält die Kriterien der Hilfen für unklar und fürchtet zum Teil auch Sanktionen wegen fehlerhafter Beantragung, weswegen keine Anträge gestellt werden. Die seit dem Jahresanfang mögliche Neustarthilfe wollen oder können nur fünf Prozent der Freien beantragen.
Der Bundesvorsitzende fordert Hilfe durch die Politik
„Hier bricht gerade eine tragende Säule des Journalismus in Deutschland weg“, sagt DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. Die Umfrageergebnisse zeigten, dass die Politik außer warmen Worten nichts für die freien Journalisten und Journalistinnen übrig habe, so Überall.
Die Ergebnisse der DJV-Freien-Umfrage sind hier zu finden: https://www.djv.de/umfragefreie
Quelle: DJV – Die Umfrage wurde von Michael Hirschler im DJV-Referat Freie betreut.
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