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Wir erleben den Übergang in die digitale Welt. Immer mehr hängt von digitalen Daten und „Bitstream“ ab. Kein modernes Auto fährt ohne Computer, die meisten davon sind mit dem Internet oder durch das Internet verbunden. Digitale Häuser (Smart Homes) werden schon beworben, vom berüchtigten Kühlschrank, der eigenständig neue Milch bestellt, ganz zu schweigen.
Eines schönen Morgens gießen Sie den letzten Rest Milch in Ihre Müslischale, aber Ihr Kühlschrank wird im Lauf des Tages neue bestellen. Selbstverständlich wird er vorher prüfen, in welchem Laden mit Lieferservice Ihre bevorzugte „tagesfrische Vollmilch, traditionell hergestellt“ (nicht diese angeblich länger haltbare) am günstigsten zu bekommen ist.
Wenn Sie dann sorglos in den Wagen steigen, um zur Arbeit zu fahren, wird Ihr Auto das Ihrem Smart Home melden, sobald Sie einen Kilometer gefahren sind, damit das kluge Häuschen die Heizung etwas herunterschalten kann. Wozu eine leere Bude warm halten?
Auf dem Weg zur Arbeit meldet sich Ihr Smartphone und weist darauf hin, dass die Fahrt wegen einer Baustelle heute eine Viertelstunde länger dauern wird. Das hat es auch schon in Ihren Outlook-Kalender eingetragen, damit die Kollegen wissen, dass das erste Meeting etwas später startet. Ihr schickes Smartphone weiß anhand Ihres Bewegungsprofils und des Wochentages nämlich schon längst, dass Sie gerade ins Büro fahren. Sie können also ganz entspannt bleiben. Es ist alles geregelt.
Soweit die Vision, von der man immer wieder hört: Brave New World. Willkommen im Internet der Dinge (Internet of Things, IoT). Es gehört nur wenig Fantasie dazu, sich vorzustellen, wie erfreut professionelle Hacker über solche Zukunftsvisionen sind. Chinesische Computerspezis scharren schon mit den Tastaturen, um Ihren Kühlschrank umzuprogrammieren, so dass der statt Milch auf einmal irgendeinen Soja-Reis-Drink ordert. Oder allerfeinstes Milchpulver, made in China.
Aber was hat das alles mit Europa zu tun? Und mit einem Index? Sehr viel. Um nicht zu sagen: Alles!
Woher weiß Ihr Kühlschrank eigentlich, welcher Laden mit Lieferservice in der Nähe ist, welcher davon die gewünschte Milch im Angebot hat und zu welchem Preis? Woran erkennt Ihr Wagen, dass Sie auf dem Weg zur Arbeit sind und bereits über einen Kilometer von zu Hause entfernt? Und woher hat Ihr Smartphone die Information über den Stau?
Die Antwort lautet: Nicht aus dem Internet, sondern aus Suchmaschinen. Oder genauer: aus dem, was eine Suchmaschine im Kern ist – eine Datenbank, ein Index.
Stellen Sie sich vor, Sie wollen selber online Milch kaufen. Sie könnten sich dafür die Webadressen von allen Läden in der Nähe selbst besorgen, sie dann direkt aufrufen und bekämen so Ihre Infos ohne Umwege von den Milchläden. Wahrscheinlich aber werden Sie die Läden und deren Webadressen einfach googeln. Und dann bekommen Sie Ihre Infos eben nicht aus dem Internet, sondern von – Google.
Suchmaschinen sind Machtinstrumente
Jeder nutzt Suchmaschinen, jeden Tag. Dabei hat Google derzeit ein Quasi-Monopol: Etwa 95 Prozent aller Websuchen aus Deutschland gehen dort hin.
Suchmaschinen importieren und exportieren Daten. Der Datenimport: Das Netz wird permanent durchsucht. Die Programme der Suchmaschinen (Robots, kurz: Bots) folgen Links auf Webseiten, die sie schon kennen, um neue Seiten zu finden (Crawling). Ebenso prüfen sie, ob die schon bekannten Seiten aktualisiert wurden. Die gefundenen Seiten werden analysiert (Parsing) und dann in eine Datenbank aufgenommen (Indexing).
Die so erstellte Datenbank können die Nutzer durchsuchen – also nicht das Internet selbst, sondern eine Datenbank, eben den Index, den eine Suchmaschine vorher aufgebaut hat.
Sobald man ein Suchwort eingibt, beginnt der Datenexport: Die Suchmaschine schaut, in welchen Dokumenten in ihrem Index das Suchwort vorkommt. Dabei können bestimmte Inhalte ausgeschlossen werden (Filtering). Die Menge an Treffern muss dann in eine Reihenfolge gebracht werden, wobei die wichtigsten Treffer vorn stehen sollen (Ranking).
In der Frage, welche die wichtigsten Suchergebnisse sind, steckt eine enorme Macht. Niemand kann genau prüfen, mit welchen Methoden eine Suchmaschine aus einer amorphen Menge von Treffern eine geordnete Liste erstellt und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Die Grundzüge sind bekannt, aber die Details sind wohlgehütete Geschäftsgeheimnisse.
Bei Suchmaschinen entscheiden normalerweise Algorithmen, also Programme, wie die Ergebnisse angeordnet werden. Klar ist: Programme können nicht beurteilen, wie gut, wie wichtig, wie relevant eine Webseite ist – das kann nur der Nutzer selbst! Programme fällen ihr Urteil nicht qualitativ, sondern quantitativ und statistisch.
Wer schon einmal „Pizza“ bei Google eingegeben hat, kennt das Phänomen: An der Spitze der Ergebnisse stehen Pizzerien und Lieferdienste aus der Nähe. Hinter diesem „Lokalisierungs“-Filter von Google steckt ein Servicegedanke: Wer nach Pizza schaut, will entweder in eine Pizzeria gehen oder sich eine Pizza liefern lassen. Also sind entsprechend nahe gelegene Angebote sinnvoll. Über die Qualität der Pizza auf dem Teller sagt all das gar nicht aus.
Und es sind nicht immer nur Programme, die die Ergebnisse anordnen: Es wird auch bewusst und zielgerichtet in die Treffermengen eingegriffen: Wenn Sie bei Google „Bettina Wulff“ eingeben, wird Ihnen die Suchmaschine nicht mehr „Escort“ oder „Prostituierte“ als mögliche Suchabfrage vorschlagen.
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