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UTOPIE Verkehrswende
Julia Koschitz: „Fake News laut und deutlich widersprechen“
Foto: ZDF Hannes Hubach
Boulevard

Julia Koschitz: „Fake News laut und deutlich widersprechen“ 

Julia Koschitz ist eine gefragte Schauspielerin und im Moment im Fernsehen extrem präsent. Zuletzt spielte sie im Zweiteiler „Hotel Sacher“ eine Hauptrolle, und im Fernsehfilm „Schweigeminute“, nach einer Novelle von Siegfried Lenz, überzeugte sie die Zuschauer ebenfalls. Prominente werden von der Yellow Press ganz besonders „geschätzt“, geben sie doch „Futter für Schlagzeilen“. Leider gibt es in diesem Segment der Presse schwarze Schafe, die es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. NITRO sprach mit Julia Koschitz über Falschmeldungen und Fake News, Vereinfachungen und Zuspitzungen in der Presse.

Ich lese privat keine Boulevardpresse

NITRO: Julia Koschitz, wurden Sie schon einmal mit drastischen Falschmeldungen über sich konfrontiert beziehungsweise stellen sich darauf ein?

Julia Koschitz: Ich hatte bisher hauptsächlich mit Medien zu tun, die fair und seriös arbeiten. Außerdem bin ich jemand, der am liebsten über seine Arbeit spricht, deswegen bin ich vielleicht für die von Ihnen angesprochenen Medien nicht so interessant. Ein, zwei Mal wurden Bilder ohne Genehmigung veröffentlicht, und klar, wenn Zitate aus dem Zusammenhang gerissen werden, können sie eine andere Bedeutung kriegen. Das ist zwar schade, aber noch keine Falschmeldung. Insofern hatte ich glücklicherweise noch nicht damit zu tun. Allerdings lese ich privat keine Boulevardpresse, vielleicht ist es mir nur deshalb entgangen.

Es ist wichtig, Fake News laut und deutlich zu widersprechen

? Nachdem der Film „Schweigeminute“ im Fernsehen gelaufen war, wurde darüber spekuliert, ob Sie jüngere Partner bevorzugten. Hat Sie das geärgert?

Nein, geärgert hat es mich nicht. Man versucht immer wieder, Parallelen zwischen der Rolle und dem Schauspieler zu ziehen, um mehr über die Person zu erfahren. Die Häufigkeit der Frage zeigt nur, wie ungewöhnlich es nach wie vor zu sein scheint, wenn eine Frau mit einem jüngeren Mann liiert ist. Zum Glück war es bei dieser wunderbaren Vorlage von Siegfried Lenz nicht das einzige Thema, worüber gesprochen und geschrieben wurde.

? Im Zeitalter von Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken heißen Falschmeldungen Fake News.  Bei Print hält sich die Verbreitung durch die Höhe von Auflagen und die Halbwertzeit von Erscheinungsperioden in Grenzen. Für wie gefährlich halten Sie die Verbreitung von Fake News im Internet, wenn man berücksichtigt, dass eine falsche, persönlichkeitsverletzende Schlagzeile oder Meldung, die tausendfach geteilt wird, nie wieder gelöscht werden kann?

! Ich halte es für sehr gefährlich. Niemand von uns will angelogen und dadurch vielleicht sogar manipuliert werden. Deswegen müssen wir uns stärker als bisher auf die Quelle der Nachricht fokussieren. Es gibt einen großen Unterschied, ob sie von seriösen Medien kommt, die dem Presserecht unterliegen und einen nachweisbaren Urheber haben, oder ob sie uns anonym erreicht beziehungsweise von einem Verfasser stammt, den wir nicht kennen.

Leider haben wir keine großen Einflussmöglichkeiten auf Fake News, deshalb finde ich es wichtig und richtig, Fake News laut und deutlich zu widersprechen.

Unterscheiden zwischen Falschmeldungen und Vereinfachungen oder Zuspitzungen

? In unserem Leitartikel schreibt Stefan Niggemeier: Es gibt schon immer Zeitschriften, deren Geschäftsmodell wesentlich auf dem Verbreiten falscher Schlagzeilen und Nachrichten über Prominente beruht. Das Geschäft mit Falschmeldungen ist also schon immer ein Millionengeschäft. Kennen Sie Kollegen, deren Ruf durch Falschmeldungen geschädigt wurde, und spricht man im Kollegenkreis über die Verbreitung falscher Schlagzeilen und erfundener Storys durch die Boulevardpresse?

Julia Koschitz
Julia Koschitz in der Hauptrolle im Zweiteilers „Hotel Sacher“.  Foto: ZDF/Petro Domenigg 

Ich glaube, dass man da unterscheiden muss, zwischen richtigen Falschmeldungen und Vereinfachungen oder Zuspitzungen, die manche Journalisten suchen, um eine knackige Schlagzeile zu machen. Ich kenne auf jeden Fall niemanden, der durch Fake News geschädigt worden ist, noch habe ich in meinem engeren Kollegenkreis bisher den Eindruck gehabt, dass wir uns als beliebteste Zielscheibe von derartigen Falschmeldungen sehen. Das mag bei Schauspielern, die extrem in der Öffentlichkeit stehen, eher ein Thema sein.

Ich persönlich erlebe dieses Problem vor allem als Konsument, als normaler Bürger, der sich mithilfe von Nachrichten eine Meinung über die aktuelle politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage bilden will und sich mittlerweile sehr gut überlegt, welche Medien er dazu in Anspruch nimmt. Die von Ihnen angesprochenen Zeitschriften gehören nicht dazu.

Projekte sowohl fürs Fernsehen als auch fürs Kino

?  Können sich Prominente gegen Fake News schützen, und wie schützen Sie sich persönlich?

! Ich glaube, wirklich schützen kann man sich nicht davor. Aber ich hoffe, dass die großen Plattformbetreiber das Problem erkennen und ihrer Verantwortung, Persönlichkeitsrechte und die Rechte ihrer Nutzer zu schützen, immer mehr nachkommen.

? An welchen Projekten arbeiten Sie im Jahr 2017 und darüber hinaus?

! Nach einer längeren Theaterpause stand ich diesen Winter wieder auf der Bühne. Ab März werde ich dann hauptsächlich drehen. Einige Projekte, sowohl fürs Fernsehen als auch fürs Kino, stehen schon fest, andere sind noch im Gespräch. Ich glaube, ich kann mich auf ein paar ganz interessante Stoffe und abwechslungsreiche Rollen freuen. Ansonsten bleibe ich selber gespannt, wie´s weitergeht.

Das Interview führte Bettina Schellong-Lammel-Lammel

 

Auszeichnungen:

Julia Koschitz kann auf eine lange Liste von Auszeichnungen verweisen: Sie wurde zwei Mal mit der Golden Nymph beim Internationalen Kinofestival in Monte Carlo als beste Darstellerin ausgezeichnet, erhielt den Bayerischen Fernsehpreis als beste Hauptdarstellerin sowie den Deutschen Schauspielerpreis als beste Schauspielerin in einer Hauptrolle. Den Grimme-Preis hat Julia Koschitz zwei Mal erhalten, dreimal war sie dafür nominiert. Die Liste der Auszeichnungen ließe sich noch fortsetzen, aber eine andere liest sich ebenfalls beeindruckend. Julia Koschitz spielte in 21 Kinofilmen und wirkte in 39 Fernsehfilmen mit.

Am 13. März 2017 ist sie im Film „Zweimal lebenslänglich“zu sehen. (Regie: Johannes Fabrick, 20.15 Uhr, ZDF).

Filminfo:

Franziska Dreyer (Julia Koschitz) lebt glücklich zusammen mit ihrem Lebensgefährten Sebastian Pauli (Felix Klare). Eines Morgens steht die Polizei vor der Tür und nimmt Sebastian fest. Der Tatvorwurf lautet Mord. Franziska hegt keine Zweifel, dass es sich nur um ein riesiges Missverständnis handeln kann. Nach monatelanger Untersuchungshaft, in der Sebastian immer wieder seine Unschuld beteuert, wird das auf Indizien beruhende Urteil gefällt: lebenslänglich.

Kinofilme:

HAPPY BURNOUT (Regie: André Erkau), ab 27. April 2017

Filminfo:In der Komödie „Happy Burnout“ setzt Wotan Wilke Möhring als Punker alles daran, seinen Hartz-IV-Anspruch nicht zu verlieren. In Behandlung trifft der Punk nicht nur auf die Krankenschwester Alexandra (Anke Engelke), sondern auch auf echte Patienten wie den ganz und gar nicht kinderfreundlichen Alleinunterhalter Datty (Kostja Ullmann), die durch ihren Nachwuchs überanstrengte Mutter Merle (Julia Koschitz), Businessmann Anatol (Torben Liebrecht) und Günther (Michael Wittenborn), den Betreiber eines Solariums. Bals geht es im Therapiezentrum drunter und drüber.

HANNI & NANNI – MEHR ALS BESTE FREUNDE (Regie: Isabell Šuba), ab 25. Mai 2017

Die Internatsabenteuer um „Hanni & Nanni“ kehren in neuem Look zurück auf die große Leinwand. Die Dreharbeiten fanden in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt statt. Zu den Drehorten gehören neben diversen Schauplätzen in Berlin auch Schloss Wansdorf im Havelland, Schloss Ganz in Kyritz nordwestlich von Berlin, das brandenburgische Landgestüt in Neustadt sowie das Barockschloss Burgscheidungen.

 

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