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Marco Fenske: „Fantastische Gestaltungsmöglichkeiten beim RND“
Foto © Bernd Lammel für NITRO
Interviews

Marco Fenske: „Fantastische Gestaltungsmöglichkeiten beim RND“ 

Gesamtverantwortlich für die überregionale Inhalte aller 62 Tageszeitungen und Partner des RND, ist Chefredakteur Marco Fenske. Der 37-jährige Journalist ist gleichzeitig Geschäftsführer von der RND Berlin GmbH und der Sportbuzzer GmbH. NITRO hat ihn in Hannover getroffen. Im Interview spricht er unter anderem über die Entstehungsgeschichte des RedaktionsNetzwerk Deutschland, steigende Papierpreise, Diversität in Führungspositionen und wie er es schaffen will, Marktführer im Bereich Mantelproduktion für Tageszeitungen in Deutschland zu bleiben.

? Marco Fenske, Sie waren Sportjournalist, bevor Sie 2014 im Alter von 30 Jahren Sportchef von MADSACK wurden. Danach waren Sie stellvertretender Chefredakteur und jetzt, mit 37 Jahren, sind Sie bereits seit drei Jahren Chefredakteur vom RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) und einer der jüngsten Journalisten in einer solchen Position. Sie sind außerdem Geschäftsführer von der RND Berlin GmbH und der Sportbuzzer GmbH. Die Funktionen sind sehr unterschiedlich – die einen betriebswirtschaftlich, die anderen journalistisch. Wie schaffen Sie es, die Rollen unter einen Hut zu bekommen?

! In erster Linie sehe ich mich als Chefredakteur, der für die journalistischen Inhalte des RND verantwortlich ist. Darüber hinaus bin ich jedoch überzeugt, dass auch Journalistinnen und Journalisten in solch verantwortlichen Positionen eine Verantwortung für betriebswirtschaftliche Abläufe und Ergebnisse haben sollten.

Ich nenne ein jüngstes Beispiel: Die Papierpreise steigen im nächsten Jahr deutlich an, in diesem Jahr gibt es in Deutschland eine akute Papierknappheit. Beide Themen haben Auswirkungen auf unsere Produkte – zum Beispiel auf die Seitenumfänge der Zeitungen. Als Chefredakteur kann ich doch nicht sagen: „Ich bin nur für die Inhalte verantwortlich, dieses Thema interessiert mich nicht.“ Am Ende ist es wichtig, Entscheidungen zu treffen, die gut sind fürs Unternehmen, und deshalb ist es konsequent, beide Funktionen nicht mehr strikt zu trennen – die Chefredaktion und die Geschäftsführung.

? Für beide Funktionen haben andere Verlage einen Geschäftsführer und einen Chefredakteur. Gibt es so viele Synergien zwischen den beiden Positionen? Weiß der Chefredakteur Fenske genau, welche Entscheidungen der Geschäftsführer Fenske treffen muss – wie bringen Sie beides übereinander?

! Das ist eine berechtigte Frage. In der „alten Verlagswelt“ war es gelebte Normalität, dass Chefredakteur und Geschäftsführer getrennte Interessen hatten. Da war auf der einen Seite der Chefredakteur, der, salopp gesagt, meinte: „Ich brauche mehr Personal, um erstklassige Inhalte zu garantieren“, der Geschäftsführer entgegnete: „Wir müssen Personal reduzieren, um effizienter zu werden.“ Ich bin überzeugt davon, dass sich publizistisch-journalistische und wirtschaftliche Ziele nicht strikt trennen lassen – die einen bedingen die anderen und umgekehrt. Im RND ist es so, dass ich gemeinsam mit Bernhard Bahners, dem Chief Digital Officer der MADSACK Mediengruppe und Geschäftsführer des RND, die Geschäfte führe. Wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam.

? Sie müssen sich aber nicht mit Excel-Tabellen beschäftigen?

! Doch, doch, ich beschäftige mich sehr viel mit Excel-Tabellen. Wir sind gerade dabei, die Etatplanung für das kommende Jahr zu erstellen, und da gibt es viele Excel-Tabellen (lacht). Es ist wichtig, und es macht sogar Spaß.

? Am 1. Januar 2019 sind Sie Chefredakteur des RND geworden. Damals haben Sie die Aufgabe von Wolfgang Büchner übernommen und inzwischen sind Sie Marktführer im Segment der Mantelproduktionen bei Tageszeitungen. Was hat Sie an der Aufgabe gereizt, Chefredakteur eines solchen Netzwerks zu werden?

! Die fantastischen Gestaltungsmöglichkeiten, die wir hier haben. Das RedaktionsNetzwerk Deutschland wurde 2013 gegründet, es ist also ein junges Unternehmen und eine junge Medienmarke. Ein Team aufbauen und formen zu können und solch einer frischen Medienmarke nach und nach ein Gesicht zu geben sowie dafür zu sorgen, dass der Name RedaktionsNetzwerk Deutschland mit Leben gefüllt wird, sind Aufgaben, die mich gereizt haben und immer noch reizen. Wir möchten das RND in allen Bereichen weiterentwickeln – zum Beispiel hin zu einer B2C-Marke. Der Launch von RND.de am 3. September 2019 war ein wichtiger Baustein dieser Strategie, und wir sind noch lange nicht am Ende.

? Sie kommen aus dem Sportjournalismus. Braucht es für diese Aufgabe einen Langstreckenläufer?

! Beruflich bin ich inzwischen seit sieben Jahren bei MADSACK und habe hier eine Art journalistische Heimat gefunden. Ich bin mit einer großen Portion Demut unterwegs und dem Verlag dankbar für die Möglichkeiten, die ich erhalten habe. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, die Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Wir haben im RND ein tolles Team aufgebaut. Sportjournalisten werden in der Branche häufig unterschätzt, und ich verstehe bis heute nicht, warum eigentlich. Auch Sportjournalisten müssen kreativ sein, nachrichtenstark, analytisch – und sie müssen auch oft unter extremem Zeitdruck arbeiten …

? … und sie müssen immer besser sein als der andere.

! Exakt. Es war anfangs auch, das gebe ich gern zu, schwierig für mich, den Sport abzugeben.

? Ihr Herz schlägt noch für den Sportjournalismus?

! Unbedingt. Aber ich beschäftige mich inzwischen operativ nicht mehr so intensiv mit dem Sportressort. Anfangs habe ich mich noch in die Sportkonferenzen eingeschaltet, aber der Abnabelungsprozess, wenn man ihn denn so nennen möchte, ist vollzogen. Wir haben mit Heiko Ostendorp einen renommierten Sportchef, auf den ich mich verlassen kann.

? Sie sprachen von einer jungen Marke, Sie sind ein junger Chefredakteur. Wie ist der Altersdurchschnitt im Redak­tionsNetzwerk?

! Der Altersdurchschnitt liegt bei 38 Jahren, die jüngste Person ist 20 Jahre und die älteste 64 Jahre alt.

? Gab es anfangs Vorbehalte gegenüber einem Chefredakteur, der zu Beginn 34 war und der heute erst 37 ist?

! Nein, ich denke nicht. Ich hatte ja schon einige Jahre hier gearbeitet, die Kolleginnen und Kollegen kannten mich. Von Anfang an habe ich versucht, authentisch und klar den Weg aufzuzeigen, den wir gemeinsam gehen wollen. Ich glaube, es ist bisher gelungen, die Mannschaft, ob Print oder Digital, Alt oder Jung, gemeinsam von diesem Weg zu überzeugen. Ich habe mich nie verstellt.

Das Interview führte Bettina Schellong-Lammel

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