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Fact Checking: 
Suche nach der Wahrheit
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Fact Checking: 
Suche nach der Wahrheit 

Fact Checking, das beweiskräftige Überprüfen von Tatsachen, ist eine journalistische Kernkompetenz. Sie gilt als Königsweg gegen Fake News. Aber sie wird Arbeit für Experten bleiben. Zum Teil kann man das automatisieren, aber nicht demokratisieren. Und die Verbreitung falscher Nachrichten wird es geben, solange sich das propagandistisch oder wirtschaftlich lohnt. Der Nährboden ist das Problem. Und der Teufel steckt wie stets im Detail.

Fact Checking ist wahrscheinlich jene Spielart des Journalismus, die zurzeit am meisten angesagt ist. Und auch wieder mit Stolz betrieben wird. Lange Zeit wurde diese journalistische Fähigkeit wenig beachtet und auch vernachlässigt. Aus gutem Grund findet Faktenprüfung jetzt wieder Beachtung, schließlich gilt das Hinterfragen von Behauptungen, ob sie wahr oder falsch sind, als Königsweg gegen die allgegenwärtigen Fake News. Wie Isabel Hülsen im Spiegel schreibt, hat die New York Times nach dem Amtsantritt von Donald Trump „extra eine Redakteurin angestellt, die laufend den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen prüft. Ihre Rubrik heißt ‚Fact Check’.“ [1]

Die Rubrik ist sehr lesenswert. Die Behauptungen von Trump werden intensiv und nachvollziehbar überprüft und mit „This needs context“, „This is misleading“ und auch als „False“ gekennzeichnet. Die New York Times beschreitet damit den richtigen Weg: Da muss eine Expertin ran.

Eine Expertin, die auch weiß, was nicht Ihr Job ist: Fact Checking ist kein Opinion-Checking und kein Blocking von Hate-Speech. Es ist das Überprüfen von Fakten, nicht mehr. Nicht das von Meinungen (Opinions). Die sind, so krude sie sein mögen, gesetzlich geschützt. Nur dann, wenn die Meinungen auf beweisbar unrichtigen Fakten gründen, kann man ansetzen. Hate-Speech, der Aufruf zu Straftaten oder die schlichte Beleidigung, das ist ein Fall für den Staatsanwalt. Nur dann, wenn die Hater Behauptungen vorschieben, kann man mit Faktenprüfung versuchen, sie zu falsifizieren, also zu beweisen, dass die Behauptungen falsch sind.

Aber schon, wenn man sich auf die reine Prüfung von Fakten beschränkt, hat man viel zu tun. Ein anschauliches Beispiel dafür stammt aus dem Newsletter Checkpoint des Berliner Tagespiegel vom 24. April. Dort heißt es: „Die Kriminalitätsstatistik ist da – daraus lassen sich folgende Meldungen machen, die beide stimmen:

  1. Berlin immer schlimmer! Die Stadt ist jetzt mit 16.161 Straftaten pro 100.000 Einwohner die gefährlichste deutsche Großstadt vor Leipzig (15.811) und Hannover (15.764). Der bisherige Spitzenreiter Frankfurt ist auf Platz 4 abgerutscht, bravste deutsche Großstadt ist München (7909).
  2. Berlin immer sicherer! Die Stadt verzeichnet mit 16.161 Straftaten pro 100.000 Einwohner relativ gesehen weniger Fälle als im Vorjahr (16.414). Die leichte Steigerung in absoluten Zahlen ist allein dem starken Wachstum Berlins geschuldet.“ [2]

Wie Lorenz Maroldt schreibt: Beide Meldungen wären richtig, weil sie durch Fakten gedeckt wären. Guter Journalismus braucht also mehr als nur richtige Fakten, auch das muss klar sein.

Fake News sind nicht das Problem

Das eigentliche Problem an Fake News ist, dass es sich lohnt, sie zu verbreiten. Entweder, weil man sie in der politischen Propa­ganda gut brauchen kann – der Wahlkampf beginnt gerade. Oder ganz schlicht, weil man damit viel Geld verdienen kann. Wir leben im Kapitalismus, und im Kapitalismus wird eben gemacht, was Geld bringt. Dabei verdienen nicht nur die Faker (die man sperren kann), sondern auch die Plattformen, auf denen sie die Fakes präsentieren. Prominent sind hier Facebook und Google zu nennen. Beide Konzerne sind werbungsgetrieben. Sie verdienen ihr Geld damit, dass Menschen die von ihnen beschickte Werbung ansehen. Ob sie dabei Fake News lesen oder gut recherchierte Nachrichten – den Konzernen kann das egal sein.

Fake News mit Gesetzen beikommen zu wollen, das wird immer eine halbherzige Sache sein. Ein Eigeninteresse der Konzerne wird das nur sekundär sein. Wer an der Verbreitung von falschen Nachrichten oder Hate-Speech mitverdient, der hat halt nicht den besten Ruf. Jüngst präsentierte Unternehmenszahlen des Google-Mutterkonzerns Alphabet zeigen, dass Google die Cash-Cow des Konzerns ist [3]. Und das heißt in wirtschaftlicher Hinsicht: der Verkauf von Anzeigen. Daher kommt das Geld.

Und genau da tut es folglich den Konzernen weh. So weh, dass sie sich bewegen. Im März hatte die zum Alphabet-Imperium gehörende Videoplattform YouTube ein Problem: Jeder kann dort Videos hochladen, die Firma verdient ihr Geld damit, daneben und überlagert über die Videos Werbung zu platzieren. Selbstverständlich gesteuert durch Algorithmen, also nicht etwa durch menschliche Redakteure, was bei weitem teurer wäre.

Am 17. März wartete Alexi Mostrous, Head of Investigations der britischen The Times mit der Schlagzeile auf: „Steuerzahler finanzieren Extremismus“ (Taxpayers are funding extremism). [4]

(…)

von Albrecht Ude

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